Mobilität und Zukunft

Wir ersticken im Verkehr. Wir verbringen so viel Lebenszeit sinnbefreit unterwegs. Aber warum?

Weil nichts mehr da ist, wo wir sind. Weil die Welt sich scheinbar grundverkehrt organisiert und jeder irgendwie nur noch an seinem kleinen Schräubchen dreht und dabei gefühlt alles nur noch schlimmer macht.

Da muss ein Kind an der ihm nächsten Schule vorbei an das andere Ende der Stadt, weil die Verteilung von Schülern auf Schulen allen möglichen Kriterien genügen muss, aber die Wohnentfernung gehört nicht zwingend dazu.

Das ist aber auch gar nicht so schlimm, weil der nächste Sportverein, die nächste Musikschule oder einfach der beste Kumpel dann am jeweils anderen Ende der Stadt wohnt.

Der Zustand der Fahrradwege in der Stadt lässt es unverantwortlich erscheinen, Kinder solche Strecken mit dem Fahrrad fahren zu lassen, jedenfalls im Herbst und Winter.

Bei den eng getakteten Zeitplänen der Kinder sind selbst die Öffis keine Alternative, weil die Fahrzeiten oft zu lange sind. Also fährt Mama- oder Papataxi mehrfach die Woche, mitunter mehrfach am Tag fröhlich schimpfend mit dem Auto durch die Stadt.

Dabei üben sich viele Städte in einer Anti-Charme-Offensive, was die Autos in der Stadt anbetrifft. Ampelregelungen werden zur Schikane mit Stop&Go alle 100m. So geht Feinstaubvermeidung und CO2-Reduktion. Spritsparen gegen Putins Krieg funktioniert so auch nicht. Selbst das Vertreiben der Autos klappt nicht.

Dafür wurde jetzt der Sprit billiger gemacht, damit wir weiter mit dem Auto pendeln dürfen. Das ist auch notwendig, wenn sich die Züge mit 9€-Ferntouristen füllen.

Verfehlte Stadtplanungen haben unnötige Wege zur Konsequenz, die von den meisten Menschen mit dem Auto zurückgelegt werden. Gleiches gilt für die Organisation von Arbeit. Ja, wir brauchen Kontakte und permanentes Home-Office ist nicht Jedermanns Sache. Aber es gäbe so viele flexible Modelle dazwischen. Co-Working, Hub-Infrastrukturen und alles möglichst nah bei den Menschen und nicht immer Kilometer weit entfernt.

Die medizinische Versorgung soll zentraler werden. Krankenhäuser werden dicht gemacht oder verlieren Aufgaben, die in spezialisierte Zentren wandern. Auch dies führt zu mehr Mobilitätserfordernissen als heute, insbesondere auch bei Menschen, die nicht mehr mobil sind. Diese werden zunehmend im Individualverkehr landen. Wie weit fahren denn heute schon Menschen, um einen Termin bei einem Arzt zeitnah zu bekommen.

Die Bedürfnisse von Erziehenden/Versorgenden an Mobilität habe ich hier noch gar nicht thematisiert.

Eine Verkehrswende braucht eine umfassende Beschäftigung mit dem Thema Mobilität. Dazu gehört vor allem auch, die Notwendigkeit der allumfassenden jederzeitigen weitreichenden Mobilität zu hinterfragen und Gesellschaft ggf. alternativ zu organisieren.